Agilität heißt nicht Flexibilität. Es heißt nicht Schnelligkeit. Es heißt nicht, 100 Projekte gleichzeitig zu steuern und Deadlines hinterher zu hetzen. Es bedeutet nicht, stetig auf alle Wünsche einzugehen und Projekte immer wieder von vorne zu beginnen.
Agiles Projektmanagement gibt es bereits seit 20 Jahren, doch das was daraus geworden ist, macht vielen keinen Spaß mehr.
Deshalb sollten wir uns zurückbesinnen auf das, was AGIL eigentlich einmal bedeutet hat, auf welchen Prinzipien es fußt und was wir auch heute noch daraus lernen können.
„Agilität ist die Gewandtheit, Wendigkeit oder Beweglichkeit von Organisationen und Personen bzw. in Strukturen und Prozessen.“
(https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/agilitaet-99882)
Das Konzept der Agilität gibt es seit den 1950er-Jahren. Der amerikanische Soziologe Talcott Parsons identifizierte vier Kriterien, die ein System erfüllen muss, um seine Existenz zu erhalten.
Diese beinhalten die Fähigkeit eines Systems:
Aus den Anfangsbuchstaben dieser vier Fähigkeiten entstand das Wort: AGIL.
(https://de.wikipedia.org/wiki/AGIL-Schema)
Das sogenannte AGIL-Schema fand dabei viele Anwendungsgebiete. Eine davon im agilen Projektmanagement, das seit 2001 mit Veröffentlichung des Agile Manifest Verbreitung fand.
Im agilen Manifest, das die Basis des agilen Projektmanagements bildet, finden sich 12 Prinzipien. Dabei handelt es sich nicht um Regeln oder Vorgaben. Sie sollen Menschen dabei helfen, agile Strukturen aufzubauen und zu leben. Ein agiles Mindset ist die Basis für eine gute Zusammenarbeit zwischen Kunden, Projektmanagern, Designern und Entwicklern.
Die 12 Prinzipien:
„Unsere höchste Priorität ist es, den Kunden durch frühe und kontinuierliche Auslieferung wertvoller Software zufrieden zu stellen“.
„Anforderungsänderungen selbst spät in der Entwicklung willkommen heißen muss. Agile Prozesse nutzen Veränderungen zum Wettbewerbsvorteil des Kunden“
„Liefere funktionierende Software regelmäßig innerhalb weniger Wochen oder Monate und bevorzuge dabei die kürzere Zeitspanne“
„Fachexperten und Entwickler müssen während des Projektes täglich zusammenarbeiten“
„Projekte rund um motivierte Individuen errichten. Gib ihnen das Umfeld und die Unterstützung, die sie benötigen und vertraue darauf, dass sie die Aufgabe erledigen.“
„Die effizienteste und effektivste Methode, Informationen an und innerhalb eines Entwicklungsteams zu übermitteln, ist im Gespräch von Angesicht zu Angesicht.“
„Funktionierende Software ist das vorrangige Fortschrittsmaß.“
„Agile Prozesse fördern nachhaltige Entwicklung. Die Auftraggeber, Entwickler und Benutzer sollten ein gleichmäßiges Tempo auf unbegrenzte Zeit halten können.“
„Ständiges Augenmerk auf technische Exzellenz und gutes Design fördert Agilität.“
„Simplizität – die Kunst, die Menge an nicht getaner Arbeit zu maximieren – ist essenziell“
„Die besten Architekturen, Anforderungen und Entwürfe entstehen durch selbstorganisierte Teams.“
„In regelmäßigen Abständen reflektiert das Team, wie es effektiver werden kann und passt das Verhalten entsprechend an.“
Als diese 12 Prinzipien entstanden ging es vorrangig um eine Abgrenzung zum traditionellen, starren Projektmanagement, das nach festen Strukturplänen verlief. Der Fokus lag auf dem Ergebnis, nicht auf dem Weg dahin.
Der Weg, die Art und Weise, wie man das Ziel gemeinsam (besser) erreicht, ist immer mehr in den Fokus geraten.
Es geht dabei um Transparenz, Verantwortung, Austausch und Weiterentwicklung.
Es geht darum, gemeinsam an Themen zu arbeiten, Dinge gemeinsam voranzutreiben und den Innovationsgeist aufrechtzuerhalten.
Bereits vor 20 Jahren war es die Kompetenz eines jeden Einzelnen, die gefördert werden sollte, damit jeder in seinen Stärken spielen kann. Um das bestmögliche zum Erfolg beitragen zu können.
Unsere Arbeitsweise ist im stetigen Wandel. Jede Generation hat andere Anforderungen an Arbeitgeber und andere Werte. An diesen Werten sollten sich Unternehmen orientieren, um innovativ und wettbewerbsfähig zu bleiben.
Soziale Kompetenz, ein wertschöpfender Einsatz von Ressourcen, Nachhaltigkeit und hybride Strukturen sind „the new normal“.
Eine wertschöpfende und nachhaltige Ressourcenplanung meint dabei, Mitarbeiter zu fördern, zu entwickeln und damit Know-How im Unternehmen zu halten.
Es geht darum, Wissen aufzubauen und zu transferieren, damit alle davon profitieren können. Ein transparenter Wissensfluss – einhergehend mit einem durchgängigen Datenfluss ist die Basis für gute Teamarbeit, unternehmerische Entscheidungen und Innovation.
Die Leitsätze des agilen Projektmanagements sind dabei immer noch gültig und anwendbar.
Agilität ist dabei so viel mehr als die Gewandtheit, Wendigkeit oder Beweglichkeit von Organisationen. Sie sorgt dafür, dass WIR uns gemeinsam weiterentwickeln.